Die Rodener Ziegelei

Bis in die 60er Jahre des 19. Jahrhunderts befand sich hinter der Häuserzeile der früheren Branntweinhandlung Follmann und dem Vereinshaus Birtel in der Herrenstraße, auf dem Gelände der alten Lohmühle am Ellbach, die Ziegelei Ehl  Stein. Schon um 1880 sind hier die ersten Dach- und Mauerziegel hergestellt worden. Neben dem großen Werksgebäude mit Kollergängen, Stangpressen, Ring und Flammöfen, überragte der hohe Schornstein das Fabrikgelände und wirkte im Dorfbild wie ein Wahrzeichen für Arbeit und Aufbau. Auf den Freiflächen und in den angrenzenden Wiesen standen die so genannten Freilufttrockner, offene Überdachungen, unter denen die anfangs noch von Hand geformten Rohlinge aus einem Lehm Tongemisch zunächst getrocknet wurden, um später gebrannt zu werden. Die zum Betrieb gehörende Maukanlage hatte man wegen des Geruches etwas abseits angelegt (vermutlich stammt hiervon auch der Rodener Ausdruck: „Mauken“ für Füße ab).
Annähernd achtzig Jahre,  bis zu ihrer Schließung im Jahre 1965, gab die Ziegelei einigen Menschen Arbeit und Brot. Ihre Blütezeit erreichte sie in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg. Bedingt durch die immensen Kriegszerstörungen herrschte eine große Nachfrage an Baumaterial. Damals arbeiteten neben einer Stammbelegschaft gelegentlich auch Männer ohne Lohn in dem Betrieb; statt Geld gab es Ziegel und Backsteine, mit denen sie ihre Häuser wieder aufbauten.
Zur Ziegelei gehörte die Lehmkaul, die sich in den Wiesen in der Au, etwa am Ende des heutigen Weges „Zur Saarmühle“ befand und die man in der Dorfsprache nur“ Diete’s Loch“ nannte. Die Grube hatte in etwa die Ausmaße eines halben Fußballfeldes und war stellenweise einige Meter tief. Hier wurde der Lehm abgebaut. In den Anfängen ist dieser noch mühevoll von Hand gestochen  und unter großen Anstrengungen mit Hand- und Pferdewagen in die nahe gelegene Ziegelei gekarrt worden, um dort weiter verarbeitet zu werden. Später wurde der Rohstoff mit einem Schaufelbagger gefördert und auf einer Feldbahn mit Loren in den Betrieb transportiert. Ein Fortschritt, der die Schwerstarbeit für Mensch und Tier doch wesentlich erleichterte.
Mit Grundwasser gefüllt, bildete sich in der Kaul im Laufe der Zeit ein kleiner See. In dem Bereich, in dem kein Lehm mehr abgebaut  und kein Müll und Schutt abgeladen worden ist, wuchs eine vielfältige Ufervegetation mit seltenen Schilf und Sumpfpflanzen heran. Ein einzigartiges Biotop, in dem sich durch häufige Überflutungen von Ellbach und Saar eine artenreiche Fauna entwickelte. Neben Karpfen und Hechte wurden selbst Krebse, Forellen und andere Edelfische gefangen.
Heute ist nichts mehr zu‘ sehen. Die Ziegelei und Diete’s Loch sind inzwischen Geschichte. Dort, wo seinerzeit die Brennöfen glühten und der hohe Schornstein rauchte, wo Rodener Männer schwere Arbeiten verrichteten, stehen Wohngebäude. Die Lehmkaul, aus der mühevoll der Lehm abgebaut worden ist, der kleine See, mit seiner reichen Flora und Fauna ist zugeschüttet und inzwischen mit Gras überwachsen.
 
Geblieben ist von alledem, nur die Erinnerung an ein Stück altes Roden.